Peter Turrini
Bestand
Der Vorlass Peter Turrini beinhaltet umfangreiches werkgenetisches Material sowie Korrespondenz, die sowohl die erhaltenen als auch die von Turrini selbst geschriebenen Briefe ab 1962 umfasst. Mit der Sammlung der Rezeptionsdokumente (Zeitungsartikel, Sekundärliteratur, Fotos, Programm-Material usw.) erreicht der Vorlass ein hohes Ausmaß an Vollständigkeit.
Vorlass Peter Turrini
Zeitraum: ab 1958
Werke (Manuskripte, Skizzen, Materialien):
- Frühe Werke
- Dramatik und Prosa
- Texte, Reden, Essays
- Lyrik
- Interviews und Gespräche
- Drehbücher
Korrespondenz:
- Briefe an und von Peter Turrini
- Gedruckte Briefe
- Turrini-Korrespondenzpartner
Lebensdokumente:
- Konvolute und Dokumente zu öffentlichen Debatten
- Fotografien
Sammlungen:
- Audiovisuelle Medien
- Druckwerke (Belegexemplare)
- Fotografien
- Plakate
- Programmhefte
- Pressedokumentation
- Verlagsmaterial zum dramatischen Werk
- Sekundärliteratur
Pevny-Turrini-Alpensaga-Archiv
Der Bestand umfasst werkgenetisches Material zu den Büchern der Fernsehserie „Alpensaga“ von Wilhelm Pevny und Peter Turrini. Fotografien und Pressedokumentation zur „Alpensaga“ sind im Vorlass Peter Turrini enthalten.
Zeitraum: 1972–1979
Originaldrehbücher, Treatments, Skizzen und Materialien zu den Folgen 1–6 der „Alpensaga“ (Erstausstrahlung 1976–1980), Fernsehfilm „Der Bauer und der Millionär“ (Erstausstrahlung 1977).
Biografie
Peter Turrini kam am 26. September 1944 in St. Margarethen in Kärnten zur Welt – als zweitältester von drei Söhnen – und verbrachte seine Kindheit in Maria Saal. Seine Mutter Elsa hatte es aus der Steiermark nach Kärnten verschlagen, sein Vater Ernesto war ein italienischer Einwanderer und betrieb eine Kunsttischlerei in Maria Saal.
Turrinis Entwicklung als Künstler wurde stark beeinflusst durch seine Kontakte zu den Bewohnern des Tonhofs. Dieses Anwesen in Maria Saal war im Besitz eines kunstsinnigen Ehepaars – Maja und Gerhard Lampersberg, die als private Mäzene in den 50er und 60er-Jahren Künstler aller Sparten förderten. Die wichtigsten österreichischen Künstler und Künstlerinnen fanden am Tonhof Unterstützung und Anerkennung. Der jugendliche Turrini begegnete dort Persönlichkeiten wie Thomas Bernhard, H.C. Artmann oder Christine Lavant. Den künstlerisch vielseitigen Hausherrn Gerhard Lampersberg selbst behält Turrini als „geistigen Ziehvater“ in Erinnerung.
Bald nach der Matura an der Handeslakademie in Klagenfurt (1963) verließ Turrini Kärnten, um als Schriftsteller zu leben und sicherte seine materielle Existenz unter anderem durch die Arbeit als Stahlarbeiter, Holzfäller, Barmixer und Werbetexter (von 1963–1971).
1969 begegnete Turrini auf der Insel Rhodos dem amerikanischen Autor Willard Manus, auf dessen Anregung hin er in kurzer Zeit sein erstes Theaterstück schrieb. Die Zusammenarbeit mit Manus zeugt bereits von Turrinis Bereitschaft zu Formen des kollaborativen Schreibens, auf die er immer wieder zurückkommen wird. Mit seinem ersten Theaterstück „Rozznjogd“ (Uraufführung 1971 am Wiener Volkstheater) wurde Turrini schlagartig im gesamten deutschen Sprachraum bekannt.
Das Werk Peter Turrinis umfasst zwar alle literarischen Gattungen: Gedichte, Reden, politische Pamphlets, Essays, einen Roman, Tagebücher (unveröffentlicht) und Briefe (teilweise veröffentlicht). Vor allem aber ist er Dramatiker: Turrini schrieb über 30 Stücke, außerdem Libretti und Drehbücher.
Die Kunstform Theater definiert sich nicht allein durch den literarischen Text, sondern entfaltet ihr Wirkung durch das Zusammenspiel vieler Komponenten und Menschen. Turrini ist ein Autor, der Produktionsprozesse am Theater mit der Bereitschaft begleitet, Änderungen am Text durchzuführen, wohlwissend, dass er „nie das Stück sieht, das er sich vorgestellt hat“. Auch spätere Bearbeitungen seiner Stücke, die aus konkreten Inszenierungen heraus entstehen, sind keine Seltenheit.
Nach seinen ersten Erfolgen mit den Dialektstücken „Rozznjogd“ und „Sauschlachten“, wandte sich Turrini mit einem Großprojekt dem Drehbuch zu: Die Fernsehserie „Alpensaga“ entstand in den Jahren 1972–1980 und gilt als Meilenstein der ORF-Eigenproduktionen. Im Duo entwickelten und schrieben die Autoren Wilhelm Pevny und Peter Turrini sechs 90-minütige Folgen, in denen Geschichte aus der Sicht einer bäuerlichen Dorfgemeinschaft erzählt wird. Der Handlungszeitraum der „Alpensaga“ erstreckt sich von der Jahrhundertwende bis ins Jahr 1945. Mit der „Arbeitersaga“ (Turrini gemeinsam mit Rudolf Palla) folgte eine weitere Fernseharbeit, in den 1980er Jahren wandte er sich aber wieder dem Schreiben für das Theater zu. Allein in den 13 Jahren der Burgtheater-Direktion Claus Peymanns (1986–1999) schrieb Turrini sechs Stücke, die auf Bühnen des Burgtheaters zur Uraufführung gelangten, darunter „Die Minderleister“, „Tod und Teufel“, „Alpenglühen“, „Die Schlacht um Wien“.
Im Auftrag der Österreichischen Staatsoper schufen Friedrich Cerha (Musik) und Peter Turrini (Libretto) die Oper „Der Riese vom Steinfeld“. Auch andere Werke Turrinis wurden von verschiedenen Komponisten vertont. Übersetzungen seiner Werke liegen in mehr als dreißig Sprachen vor, darunter auch außereuropäische wie Afrikaans, Arabisch, Armenisch, Indonesisch, Japanisch und Koreanisch.
Literatur speichert Erinnerung und bereichert das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft. Auch wenn sie fiktiv ist oder scheinbar unpolitisch wirkt, kann Literatur in vielfältiger Weise die Lebensbedingungen einer Epoche aus zeitgenössischer Sicht widerspiegeln. Ebenso vielfältig sind auch die Möglichkeiten der politischen Stellungnahme in und durch die Literatur.
Gesellschaftliche Missstände und ihre Auswirkungen auf die betroffenen Menschen sind zentrale Themen der Dramen von Peter Turrini. Seit seinem Erscheinen in der Theaterszene der 1970er Jahre deklariert Turrini sich als politisch (aber nicht parteipolitisch) handelnder Schriftsteller. Seine gesellschaftskritische Haltung fließt aber nicht nur in seine Theaterstücke ein, sondern er äußerte sie auch in zahlreichen Texten, Essays und Reden zu unterschiedlichsten Anlässen. Der geistige Einfluss, den er auf diese Weise auf viele Menschen ausübt, ist nicht nur einer meisterhaften Rhetorik zu verdanken, sondern vor allem auch eine Folge seiner schriftstellerischen Intention, verstanden zu werden.
Zur Website von Peter Turrini: www.turrini.at
Auszeichnungen
Werk
Das Werk Peter Turrinis umfasst alle literarischen Gattungen: Gedichte, Reden, politische Pamphlets, Essays, einen Roman, Tagebücher (unveröffentlicht) und Briefe (teilweise veröffentlicht). Vor allem aber ist er Dramatiker: Turrini schrieb über 30 Stücke, außerdem Libretti und Drehbücher.