Joe Zawinul

Bestand

Der Nachlass Joe Zawinul beinhaltet umfangreiche Materialien aus sämtlichen Werkphasen und dokumentiert das Schaffen Zawinuls in seiner ganzen Breite. Darüber hinaus setzt sich der Nachlass aus zahlreichen Lebensdokumenten, die bis in die frühe Kindheit in Österreich zurückreichen, ausgewählter privater und beruflicher Korrespondenz sowie diversen Sammelstücken zusammen.

Nachlass Joe Zawinul

Werke:

  • Musikhandschriften (Handschriftliche Entwürfe, Reinschriften)
  • Orchestrierungen
  • Aufführungsfassungen
  • Ergänzendes (Zeichnungen, Arrangements Dritter, Texte Dritter, Filmskripte und Drehbücher Dritter)

Korrespondenz:

  • Briefe von Joe Zawinul an die Eltern
  • Geschäftskorrespondenz
  • Vereinzelte Korrespondenz von Mitmusiker*innen und Kolleg*innen

Lebensdokumente:

  • Notizhefte, Tagebücher, Tour Books
  • Ausweise, Zeugnisse und weitere offizielle Dokumente
  • Private und berufsbezogene Finanz- und Rechtsdokumente
  • Unterlagen Studioaufnahmen

Sammlungen:

  • Fotos
  • Auszeichnungen
  • Sammlung Zeitungsausschnitte und -Bilder
  • Plakate
  • Notenblätter
  • Diverse kleine Instrumente
  • Bildnerische Werke Dritter

Biografie

Joseph „Joe“ Zawinul wird am 7. Juli 1932 in Wien geboren und wächst in Wien/Erdberg sowie in der Wienerwaldgemeinde Oberkirchbach auf. Dort betreiben die Verwandten der Mutter eine Landwirtschaft. Am Hof des Großvaters Leopold Hameder betätigt sich Zawinul von Kindesbeinen an musikalisch: Für seine Verwandten am Land spielt er regelmäßig auf dem Akkordeon, das ihm sein Wiener Großvater gekauft hatte. In Wien studiert Zawinul klassische Geige und Klavier am Konservatorium, entwickelt aber schon als Teenager seine Leidenschaft für Tanz- und Jazzmusik.

1944 hört Zawinul „Honeysuckle Rose“, das erste Jazzstück seines Lebens. Bereits in seiner Schulzeit nach dem Krieg spielt er Jazz, u. a. mit seinem Schulkameraden, dem späteren Bundespräsidenten Thomas Klestil (Klarinette). Ab 1951 spielt er im Tanzorchester von Johannes Fehring und wechselt von dort zu den Austrian All Stars rund um den Saxophonisten Hans Salomon. Bei einem Auftritt in Seefeld in Tirol wird er von dem Klarinettisten Franz Pressler alias Fatty George entdeckt, dessen Two-Sound-Band er sich anschließt. Dem ehrgeizigen Musiker Zawinul wird die Wiener Musikwelt bald zu klein: Er sehnt sich nach Amerika, dem Mutterland des Jazz.

1959 erhält Zawinul ein Stipendium für das Berklee College of Music (Boston), einer 1945 gegründeten Ausbildungsstätte, die sich rasch zur Kaderschmiede für talentierte Jazzmusiker entwickelt. Zawinul reist mit dem Schiff über den Atlantik nach New York und etabliert sich binnen kurzer Zeit in der Szene rund um das legendäre Jazzlokal Birdland. Er spielt in der Maynard Ferguson Big Band, mit der Sängerin Dinah Washington und ab 1961 in der Band des Saxophonisten Cannonball Adderley. In diesem Ensemble entwickelt er sich auch zum erfolgreichen Komponisten und schreibt 1966 mit dem Stück „Mercy, Mercy, Mercy“ eines der weltweit meistgespielten Jazzstücke.

1969 schreibt Zawinul gemeinsam mit dem Trompeter Miles Davis Jazzgeschichte: Sein Einsatz von Synthesizern auf dem Album „Bitches Brew“ wird stilbildend für die Fusion aus Jazz und Rock. Mit seiner 1971 gegründeten Band Weather Report entwickelt sich Zawinul zum Pionier im Spiel mit elektronischen Tasteninstrumenten. Die Band wird zum weltweit gefeierten Live-Act und nimmt insgesamt 15 Alben auf. Das von Zawinul komponierte Stück „Birdland“ (1977) hievt ihn endgültig in den Jazz-Olymp. Mit dem Projekt Zawinul Syndicate prägt Zawinul ab Ende der 1980er-Jahre ein weiteres wegweisendes Genre: „World Music“. Im Lauf seiner Karriere gelingt Zawinul der Spagat zwischen der europäischen Musiktradition und afroamerikanischen Stilen sowie die Fusion von akustischer und elektronischer Musik. Seine Wirkung als musikalischer Innovator reicht bis in die Gegenwart.

Joe Zawinul stirbt am 11. September 2007 in Wien.